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aus Potential Atem
Durch die Digitalisierung und KI wird das Thema Sexualität nicht einfacher, im Gegenteil – es wird vielschichtiger und komplizierter. Immer mehr Stimmen äußern sich von außen dazu, mit neuen Vorstellungen, Bildern und Meinungen. Diese Entwicklung beeinflusst nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder. Ein Beispiel ist das Thema Frühsexualisierung noch vor dem Kindergarten.
Wenn ich in meine Zeit zurückdenke, war das andere Geschlecht auch für mich im Kindergarten ein Thema. Doch bereits früher, mit zwei Jahren, beginnen Kinder, sich und andere als Junge oder Mädchen zu identifizieren. Dies geschieht durch Kleidung, Frisuren und Rollenverteilungen. Ganz natürlich. Problematisch wird`s nur, wenn Kindern zu früh fremde Vorstellungen und Ansichten übergestülpt werden. Sexualität als natürliche Lebenskraft möchte aus sich heraus sich ent-wickeln.
Wir sind sexuelle Wesen, und wir leben in einer Welt, die sich durch natürliche Art und Weise fortpflanzt. Die Verbindung von Polaritäten – männlich und weiblich – erzeugt neues Leben. Kurzgefasst: Leben ist Sexualität, beziehungsweise Sexualität ist das Leben.
In unserer Atemarbeit gibt es zwei Qualitäten des Lebens, die im Grunde dasselbe sind: Absicht und Hingabe. In der Absicht ist Hingabe enthalten, und in der Hingabe lässt sich auch eine radikale Absicht wahrnehmen. Diese Qualitäten sind bereits im Leben enthalten – Absicht und Hingabe, als männlicher und weiblicher Pol, wenn wir so wollen. Es sind die Qualitäten der einen und derselben Substanz: LEBEN. Und was ist die Absicht und Hingabe des Lebens? Aufzublühen und sich selbst zu erfahren, sich bewusst zu sein.
Was bringt diese beiden scheinbar unterschiedlichen Qualitäten von Hingabe und Absicht zusammen? Ent-scheidung! Es ist spürbar, dass es in uns eine Kraft weckt, wenn wir uns entscheiden. Deshalb steht am Anfang unserer Schritte bei der Atem-Initiation die Ent-scheidung: „Yes! Ich entscheide mich, jetzt ganz hier zu sein. Yes, ich lasse mich ein, ganz bewusst! Jeden Moment von Neuem.“
Wenn ein Kind auf die Welt kommt, sind die Grenzen seines eigenen Raumes geschlossen und rund. Ein in sich geschlossener Raum ist wesentlich, um sich zu erleben und zu erfahren, durch die eigene Resonanz, das Zurückschwingen seiner eigenen Existenz. Wie ein Lichtkegel, der sichtbar wird durch Grenzen. In diesem geschlossenen Raum offenbart sich nun mehr und mehr eine eigene Erkenntnis, eigene Bilder, Ansichten – ganz natürlich von innen heraus durch das Erleben und sich Bewusstwerden.
Je mehr nun von außen – und umso früher das geschieht – fremde Bilder und Vorstellungen in den Raum einströmen, desto „umgedrehter und verkehrter“ wird es. Es wird abstrakt und pervers, sprich, es wird verdreht und umgedreht; es kommt nicht mehr von innen, sondern von außen über Vorstellungen und fremde Konzepte.
Und genau das ist auch mit der Sexualität so. Natürliche Sexualität von innen nach außen weckt die Kraft! Von außen aufgestülpte Sexualität hingegen saugt die Kraft ab; sie nimmt uns die Kraft, weil sie nichts mit uns zu tun hat. Es ist nicht verwandelbar, wie eine künstliche Pille, die nicht von einer Zelle aufgenommen werden kann, weil sie nichts mit dem Leben zu tun hat.
Ein Mensch möchte sich erfahren und erleben und nicht nur Sexualität aus dem Kopf und aus fremden Bildern heraus theoretisch kennenlernen. Deshalb ist die eigene Neugier wesentlich, ebenso wie der freie Wille, darüber frei entscheiden zu dürfen. Zudem geht uns ein wichtiger, unterschätzter Aspekt zunehmend verloren: natürliche Rituale. Bei Naturvölkern können wir noch beobachten, dass junge Männer und junge Frauen oft durch Rituale des eigenen Geschlechts ins Erwachsenwerden begleitet werden – zu Männern und Frauen.
Mit natürlichen Ritualen sind hier nicht die Beschneidungen gemeint! Rituale sind auch hier nicht gleich Rituale. Es gibt durchaus auch Rituale, die das Thema „Macht“ als Absicht haben. Der Unterschied zwischen einem natürlichen und einem perversen Ritual ist auch hier der eigene Raum: Gibt es allen Beteiligten Kraft und Raum ? (Absicht und Hingabe)?
Zusammengefasst zur Frage, was gesunde Sexualität ist und wie wir Kinder auf natürliche Art und Weise darauf vorbereiten können: Ich bin der Meinung, dass Kinder gesunde Vorbilder brauchen, von Personen, bei denen sie auch einen sicheren Raum verspüren und die Zeit und den Schutz bekommen, sich von innen heraus auf ihre ganz eigene Art und Weise und Natürlichkeit zu entwickeln.
Digitalisierung und der Zugang zu Pornografie, der sich von außen aufdrängt, ist vor allem für Kinder eine Gefahr, da ihr Raum und ihre Grenze noch nicht so festigen konnten. So wird aus dem Raum der natürlichen Lebenskraft der Sexualität meist ein geschwächter Raum der zersplitterten Kräfte, der bis weit ins Erwachsenenalter hinein wirkt.
Deshalb ist auch in unseren Atemretreats „Sexualität“ durchaus ein Thema. Allein schon durch das Zurückrufen des eigenen Raumes.
Dieser Raum, der in sich gehütet und in sich geschlossen ist zeigt sich in den Überlieferungen auch im Symbol des Ouroborus. Ist dieser Raum in sich rund und geschlossen, kann sich darin das Leben offenbare und Energie beginnt in diesem Raum auszubreiten.
Zudem beginnen wir, solche Energielöcher bewusst in uns zu orten und unseren Raum zu hüten.
Einmal „verlorene Energie“ ist ja nicht weg; wir können sie wieder „heimrufen“, indem wir uns klar entscheiden und dann bewusst unseren Atem integrieren. Das ist Atem-Initiation.
Atem-Initiation ist im Grunde Breathwork, Bewusstsein, Entscheidung und das Mysterium der Frage integriert: Wir beginnen, uns neu für das Leben zu öffnen, welches nur eine Absicht durch uns hat: Aufzublühen, bewusst aufzublühen.
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